Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen

Heute werfen wir zur Abwechslung einen Blick auf Spanien, wo zwar keine Clubs übernommen, aber dafür Trainer entlassen werden.

Heute wurde Realität, was hinter vorgehaltener Hand schon lange die Runde machte: Fabio Capello wurde von Real Madrid entlassen – genau 11 Tage, nachdem er mit den Weissen die Meisterschaft gewonnen hatte. Es war der erste Titel der ‹Königlichen› seit 2003.

Capello hatte genau das getan, was man von ihm verlangt und erwartet hatte: Er ist ein Garant für Titel und hat nicht nur 9 Ligen in den letzten 15 Jahren gewonnen (wenn man Juventus mitzählt), sondern ist auch mit jedem Club, den er trainiert hat, Meister geworden. Auf welche Art er das tut, wusste man (winning ugly nennen es die Engländer – hässlich gewinnen), und es ist deshalb etwas befremdlich, wenn Präsident Ramon Calderón meint:

Der Grundstein ist gelegt, aber wir müssen jetzt zu einer enthusiastischeren Spielweise finden.

Aber diese Art, mit dem Personal umzuspringen, hat in Madrid leider Tradition. Entlassen wurden: nach dem Gewinn der Meisterschaft 2003 Vicente del Bosque; Jupp Heynckes, nachdem er die Champions League gewonnen hatte; und – Fabio Capello 1997, ebenfalls nachdem er Meister geworden war.

Natürlich hat Capello Fehler gemacht. Wie er mit David Beckham umgesprungen war, nachdem dieser seinen Transfer zu LA Galaxy bekannt gegeben hatte, war unprofessionell und unwürdig. Immerhin sah er seinen Fehler später ein, und es gelang ihm gegen Ende der Saison eine Mannschaft zu bilden, die unglaublich viel Herz und Spielfreude zeigte. Endlich sah man Real Madrid wieder als Team spielen und kämpfen. Und wie sie kämpften! Mehrere Partien entschieden sie in den letzten Minuten zu ihren Gunsten, und auch am letzten Spieltag sah es zuerst nicht nach Meistertitel aus. Es war Spektakel pur!

Endlich ist man also wieder dort, wo Real Madrid nach dem eigenen Selbstverständnis hingehört: an der Spitze. Und man weiss nichts Besseres zu tun, als den Coach, der den Erfolg zurückgebracht hat, zu entlassen, anstatt endlich einmal auf Kontinuität zu setzen. Würde man Capello mehr Zeit geben, wären das logische Resultat mehr Titel.

Nun aber wird höchstwahrscheinlich Bernd Schuster das Zepter in Madrid übernehmen. Er geniesst in Spanien ein hohes Ansehen und hat als Trainer der kleinen Clubs Xerez, Levante und Getafe Grosses geleistet. Aber Real Madrid spielt in einer anderen Liga, und Schuster hat in seiner neuen Position – wenn er zusagt – viel zu verlieren. Ich wünsche ihm Glück und Real Madrid Erfolg und hoffe, ich bin zu pessimistisch, wenn ich ihm warnend zurufen möchte: Schuster, bleib bei Deinen Leisten! Spätestens in einem Jahr wissen wir mehr.

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