England bringt sich mit dem zweiten Unentschieden in grosse Bedrängnis.
Das Gute vorneweg: England hat bis auf weiteres das Torhüter-Problem gelöst. David James hat gestern den unglücklichen Robert Green abgelöst und zwischen den Pfosten alles richtig gemacht. Von den anderen Spielern kann man das leider nicht behaupten.
Nach dem 1:1-Unentschieden gegen die USA hatte man mit einer deutlichen Reaktion gegen Algerien gerechnet. Was die ‹Three Lions› boten, war zwar bemüht, blieb aber über weite Strecken Stückwerk. Nie hatte ich den Eindruck, dass hier ein Team auf dem Platz steht.
Die Verteidigung mit Cole, Terry, Carragher und Johnson spielte einigermassen solide, sieht man vom haarsträubenden Rückpass von Terry auf James ab. Englands Probleme begannen im Mittelfeld, wo Gerrard, Barry, Lampard und Lennon den aufsässigen Algeriern nichts entgegenzusetzen hatten. Die Viererkette liess jeglichen Biss und Kampfgeist vermissen und überliess das Terrain dem Gegner beinahe kampflos. Im Sturm agierte Heskey glücklos und Rooney erschreckend schwach.
Das war nicht das England, das ich in der Qualifikation gesehen habe. Trainer Capello ging es auch so: «… it was not the same team that I know, the team I see when they train …».
Die Algerier werden sich die Haare raufen, denn gestern wären die Engländer zu packen gewesen und man hätte wichtige drei Punkte ernten können. So aber spitzt sich alles auf das dritte Spiel zu, denn jeder in der Gruppe C kann sich noch für die Achtelfinals qualifizieren. Auch für England gilt: Ein Sieg muss her.
Wo liegen die Gründe für die schwachen englischen Auftritte?
Ich glaube, das Team leidet unter dem immensen Druck, denn schliesslich hat man sich vor der Endrunde selber zum Titelkandidaten gemacht und die entsprechenden Erwartungen geweckt und bis jetzt fehlt ein Erfolgserlebnis. Wenn am kommenden Mittwoch gegen die Slowenen der Knoten platzt und die ‹Three Lions› anschliessend in der K.O.-Phase gut abschneiden, wird später niemand mehr von den beiden Unentschieden sprechen.