So schrieben die englischen Zeitungen, als Wenger im Herbst 1996 Arsenals Trainer wurde. Kennen wir Wenger heute besser?
Von Wenger weiss man eigentlich nicht viel. Ein Intellektueller sei er, der sieben Sprachen spricht, ein Beherrschter, der sich keine Regung anmerken lässt, ein Manischer, der nur für den Fussball lebe, der auch an seinem Geburtstag lieber eine Aufzeichnung eines Spieles sehe, um noch eine neue taktische Variante zu studieren, statt ein zweites Glas Wein zu trinken. Die Fans der ‹Gunners› verehren ihn trotzdem. Arsène knows galt lange als geflügeltes Wort unter den Anhängern.
Wenger weiss Bescheid; doch was weiss er wirklich?
Gestern gab Arsène Wenger dem Times-Journalisten Matthew Syed ein ausführliches Interview (gekürzte Fassung hier), wo er mit radikaler Ehrlichkeit erläutert, was ihn antreibt, wie er den Fussball sieht und wie besessen er vom Fussball ist.
Lesen Sie hier einige Auszüge:
Times: Würden Sie Fussball als Kunst beschreiben? … Berührt Sie Fussball?
Arsène Wenger: Ich glaube, das Ziel in unserem Leben sollte es sein, alles so machen, dass es zur Kunst wird. Wenn Sie ein fantastisches Buch lesen, dann hat der Schriftsteller etwas in Ihnen berührt, dass Sie nicht selber erreichen können … Die Tatsache, dass wir unser tägliches Leben transformieren können zu etwas, das der Kunst nahekommt, macht es erst interessant. Und Fussball ist genau so. Wenn ich Barcelona spielen sehe, dann ist das Kunst.
TI: Haben Sie sich je gefragt, ob Fussball so wichtig sei, dass Sie ihm Ihr ganzes Leben widmen?
AW: Aber sicher … Ich glaube, dass Spitzenfussball eine grossartige Lehre ist. Jeden Samstag findet eine Prüfung statt. Wenn Sie durchfallen, nennt Sie jeden einen Idioten. Ich sage nicht, dass das richtig oder falsch ist, es ist einfach so …
TI: Wann schalten Sie ab, wann findet Sie Zeit für eine Welt ohne Fussball – oder existiert die gar nicht für Sie? Dominiert der Fussball die ganze Zeit?
AW: Ja. Wenn Sie 30 Jahre diesem Job machen, dann müssen Sie etwas verrückt sein … Sie leben es, Sie denken es, es ist unmöglich, auszubrechen.
TI: Steckt also ein wenig Wahnsinn in Ihrer Besessenheit?
AW: Ja.
TI: Fürchten Sie das Leben nach dem Fussball?
AW: Aber sicher.
TI: Was wird mit Ihnen, wenn Sie nicht mehr Trainer sind?
AW: Ich kann nicht ewig Trainer bleiben, weil man dafür körperliche Belastbarkeit braucht. Sie brauchen das, um zu kämpfen und zu gewinnen. Vieles kann man mit Erfahrung kompensieren, Sie sehen Probleme voraus, Sie verstehen das Spiel besser, Sie finden sich mit den Spieler besser zurecht. Ich glaube, ich bleibe dem Fussball erhalten, vielleicht als Geschäftsführer.
Natürlich hat sich Wenger auch über die kommende Saison und die Perspektiven Arsenals geäussert.
AW: … Mit durchschnittlich 22 oder 23 Jahren ist das Team jetzt reif genug, etwas Grosses zu erreichen. Für unseren Club wird das eine extrem wichtige Saison … Ich weiss, dass die Leute keine Geduld mehr haben.
TI: Sie glauben, dass das Team soweit ist?
AW: Ja.
TI: Und was bedeutet ‹soweit›?
AW: Den Titel zu gewinnen. Das ist eine kühne Aussage, ich weiss. Aber was sonst könnte ich mit ‹soweit› meinen? Wenn ich sage, der zweite Platz ist unser Ziel, heisst das, ich will nicht Erster werden.
Im Interview äussert sich Wenger auch über das Angebot Real Madrids, sein in meinen Augen gestörtes Verhältnis zu anderen Trainern, sein Interesse an Kunst und Politik und seine temporäre Sehschwäche, wenn eigene Spieler Fouls begehen. Das umfangreiche Interview können Sie hier nachlesen; es lohnt sich!
Arsenals erstes Hindernis auf dem Weg zum Titel 2009/2010 ist der Everton F.C., gegen den die ‹Gunners› heute auswärts um 18:30 Uhr antreten. Bei Arsenal sind folgende Spieler verletzt:
- Abou Diaby (Leiste)
- Theo Walcott (Rücken)
- Samir Nasri (Beinbruch)
- Tomas Rosicky (Oberschenkel)
- Johan Djourou (Kniescheibe)
- Lukasz Fabianski (Knie)
Wenn Sie als Arsenalfan jetzt nervös werden, dann sorgen Sie sich nicht, sondern klicken hier.
I’m back! Five goals, one game!